"Was nicht in der Zeitung steht, das gibt es auch nicht."

intelligenter skandinavischer actionthriller über brisantes thema

Filmkritik "The Third Wave - Die Verschwörung"


Abseits von Hollywoods bombastischen und lärmenden Action-Thrillern mit ihren explodierenden Autos, brutalen Schießereien, hektischen Schnitten und zugegeben oft platten Plots liefert das schwedische Thrillerkino schon seit vielen Jahren durchgehend Perlen auf hohem Genre-Niveau, leider oftmals unbemerkt. Ein solcher Geheimtipp ist auch der Euro-Thriller „The Third Wave - Die Verschwörung“ (2003, Regie: Anders Nilsson), in Deutschland auch bekannt unter dem alternativen Titel „Die Dritte Gewalt“, der letzte Teil der Trilogie um Inspektor Johan Falk, der auch für die Kripo Göteborg Fälle löst und so dem ein oder anderen deutschen ÖR-Zuschauern bekannt sein könnte, der sich auf intelligente Weise dem brisanten Thema der organisierten globalen Kriminalität im großen Stil und dessen Rolle in Europa.

 

Inhalt

Der Film beginnt mit einer Pressekonferenz in Den Haag, bei der Ola Sellberg (Lennart Hjulström), der neue Leiter der Abteilung „Organisiertes Verbrechen“ der europäischen Polizeibehörde Europol, der Öffentlichkeit vorgestellt wird und über seine drei-Wellen-Theorie (Infiltration, Strukturaufbau, Expansion in Finanzwelt) bezüglich der Unterwanderung der europäischen Politik und Wirtschaft durch kriminelle Organisationen referiert: Diese international agierenden Kartelle machen Profit mit Drogen, Prostitution und Geldwäsche im großen Stil und das weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit. Schon jetzt sei das organisierte Verbrechen Europas finanzstärkste Unternehmensgruppe und müsse dringend gestoppt werden bevor sie sämtliche Systeme vollends ausgehöhlt haben und damit alles kontrollieren, so Sellberg. Für diesen „Krieg“ wünscht er sich die Unterstützung seines Freundes und Ex-Kollegen Johan Falk (Jakob Eklund), der sich vor einem Jahr aus dem Dienst zurückgezogen hat und macht mit seiner Familie gerade Urlaub in Dünkirchen, als er erfährt, dass Sellberg sich in Den Haag mit ihm treffen will und fährt hin. Auf dem Weg nach Den Haag ist auch Rebecca Akerström (Irina Björklund), die aus London flieht, nachdem sie erfahren hat, dass ihr Freund Phoenix Kane (Ben Pullen) die Fäden bei einer solchen Verbrecherorganisation zieht. Sie will verhindern , dass dieser bei einer Bank in München eine wichtige Transaktion vollzieht und wird damit zur Kronzeugin gegen Mafia-Geldwäscherei und bittet deshalb Sellberg um Hilfe. Als Sellberg bei dem Treffen mit Rebecca versehentlich getötet wird, weil diese im Visier einer Bande steht, die den Auftrag hat, sie nach London zurück und zum Schweigen zu bringen, greift Falk ein, rettet Rebecca und gerät dabei selbst ins Fadenkreuz der Killer. Auf einer turbulenten Flucht quer durch Europa wird Falk klar, dass er es nicht mit kleinen Banden oder Einzeltätern zu tun hat, sondern mit einem scheinbar übermächtigen Kartell.

 

Fazit

Mit „The Third Wave - Die Verschwörung“ gelingt Regisseur Nilsson ein spannender Action-Thriller ohne Effekthascherei und ein würdiger Abschluss der Falk- Trilogie.

Episodenhaft wird eine Exposition mittels mehrerer Handlungsstränge an mehreren Orten aufgebaut, aus denen sich nach und nach wie bei einem Puzzle die Geschichte zusammensetzt und mehr und mehr Details offenbart werden, wenn zwischen den Strängen im Wechsel hin und her geschaltet wird. Als drei der Stränge bzw. Figuren (Rebecca, Sellberg und Falk) in einem Restaurant in Den Haag zusammentreffen und Sellberg versehentlich das Opfer eines Attentates, das Rebecca galt, wird und Falk sich einschaltet, beginnt überraschend und schnell die Verfolgungsjagd inklusive „actiongeladener“ Szenen. Die aber sind stets gut in die Handlung integriert und dieser untergeordnet. Auf diese Weise werden nie reiner Selbstzweck. Nach wie vor wird der Plot entwickelt, der so intelligent und unvorhersehbar gestaltet ist, dass Zuschauer und Heldenfigur parallel auf dem selben Wissenstand gehalten werden und gleichermaßen Schwierigkeiten haben SOLLEN, das Ausmaß der internationalen Verflechtungen zu durchschauen. Auch nicht nur deshalb fordert das Thema des Films einiges an Dialog. Dieser Komplexität des Sujets und dessen Bearbeitung ist es auch zu verdanken, es es keine gut/böse-Plattitüden gibt, in denen der Film sich verlieren könnte, sondern dieser Menschen und deren Motivationen zeigt. So ist die Jagd auf Rebecca durch Kanes Leute keinesfalls mit ihm abgesprochen, denn er möchte nicht, dass seine Freundin stirbt und rettet sie sogar vor den Killern. Kane ist übrigens sowieso eine tragische Figur, was dezent angedeutet wird. Auch einer der Killer (Sylvester Groth) wird in seiner ersten Szene inmitten seiner Familie gezeigt, die sicherlich nicht ahnt, womit ihr Vater bzw. Mann das Geld verdient. So sieht der Zuschauer am Ende nur menschliches Leid, viele Opfer und keinen wirklichen Gewinner.

Dennoch vermittelt der Film keine komplexen Psychogramme, erfüllen die zwar glaubhaften Figuren dennoch vor allem Funktionen. Dramaturgisch interessant ist auch der Showdown inmitten der Wirren einer Demonstration inklusive Straßenkämpfe, bei der gegen die globalen Finanztransaktionen protestiert wird, während inmitten dieser Kulisse die Akteure versuchen, diese durchzusetzen.

Übrigens wurde der Regisseur für diesen Film mit einen Spezialpreis ausgezeichnet-und zwar auf einem französischen Kriminal- und Polizeifilmfestival...


Die beiden anderen Teile der Trilogie heißen:

  1. Zero Tolerance (1999, Original: Noll tolerans )
  2. Executive Protection (2001, Original: Livvakterna )

Symbolbild©pixabay/QuinceCreative
Symbolbild©pixabay/QuinceCreative

Weitere Informationen:

 

Titel: The Third Wave - Die Verschwörung (Original: Den tredje vågen)

Regie: Anders Nilsson 

Buch: Anders Nilsson, Joakim Hansson

Produktionsjahr : 2003

Produktionsland: Schweden, Finnland

Genre: Action, Thriller

FSK: 16

Dauer: 114 Minuten

Hier zu beziehen


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