Seit der amerikanische Regisseur Gore Verbinski in den frühen 2000ern mit seinem Remake Ring (2002, Original: The Ring) des japanischen Horrorfilm Films Ring (1998, Regie: Hideo Nakata, Original: jap. Ringu) eine auf den westlichen Markt abgestimmte Variante des Medienfranchise-Universums um das Ring -Universum, das seinen Ursprung in Büchern hat, gestartet hat, scheiden sich die Geister(!), welche Version des Film denn nun die Bessere sei, weisen die beiden Filme in ihren jeweiligen dramaturgischen erzählerischen Handlungsabläufen praktisch keinerlei Unterschiede auf, sogar die Bildeinstellungen und Kompositionen sind bisweilen deckungsgleich. Ästhetisch setzt die amerikanische Variante von Ring aber eher auf die im westlichen Horrorfilm-Genre mittlerweile geläufige Fokussierung auf (Splatter und Gore-)Effekte, ein ruckelndes, durch Jumpscares angereichertes Tempo und eine andere Farbpalette, ebenso einen starken Einsatz durch die Bilder unterlegende Filmmusik. Auch das Video des Film, dessen Herzstück, ist atmosphärisch anders gestaltet und setzt, wie auch der restliche Film, mehr auf Schocken als auf die durchgehend gespenstische und umheimliche Atmosphäre des japanischen Originals.
Während die amerikanische Remake-Reihe vor einigen Jahren ihren dritten Teil veröffentlicht hat und das japanische Original mit seinen letzten Teilen immer mehr versucht, die Geschichte Sadakos (in der amerikanischen Version Samara), des Mädchens aus dem Brunnen, aufzuschlüsseln und ihr einen parallelen Handlungsstrang als Ableger widmet, erschien mit The Ring Virus (1999, Regie: Kim Dong-Bin) relativ früh eine südkoreanische Adaption der Geschichte die zwar auch Remake ist, aber für sich steht, auch, da ihr keine weiteren Teile folgen.
Inhalt
Die Nichte der Journalistin Hong Sun-Ju (Shin Eun-kyung )wird tot aufgefunden. Die Jugendliche starb an einem Herzinfarkt als die allein zuhause war. Als Sun-Ju sich mit um deren Nachlass kümmert, findet sie heraus, dass noch weitere Freunde ihrer Nichte auf dieselbe unerklärliche Weise am gleichen Tag gestorben sind und wird neugierig. Sie stattet dem Pathologen Choi Yeol(Jung Jin-young )ab und entwickelt die letzten Fotos die die Gruppe Jugendlicher von sich gemacht hat. Die führen die dann zu einem Ferienhaus, in dem sie ein seltsames Videoband findet und nach dem Schauen einen Telefonanruf erhält, der ihr sagt, dass sie in sieben Tagen tot sei wird. Sun-Ju und Pathologe Choi machen sich nun gemeinsam an die Arbeit, herauszufinden, wer die Frau in dem Video ist, weil sie sich davon erhoffen, den Fluch zu brechen. Gerade als sie es geschafft haben, dem das Geheimnis zu lüften und damit glauben, den Fluch gebrochen zu haben, kommt es noch einmal zu einer überraschenden Wendung ....
Fazit/Vergleich
Insgesamt orientiert sich The Ring Virus von allen Adaptionen mit am engsten an der Buchvorlage, bis auf die Tatsache, dass der Held darin ein Mann ist, während die Figur des Reporters in allen Filmversionen weiblich ist. Auch ist nur in der koreanischen Version das Kind der Hauptfigur ein Mädchen und kein Junge. Ebenso wurde verändert, dass sich die Heldin und der Mann mit dem sie gemeinsam forscht, bereits kennen, weil sie die Eltern des Kindes sind, sondern sich erst durch die Umstände kennenlernen, was in mehrerer Hinsicht Auswirkungen auf den Plot und eventuelle Twists hat.
Besonderer Fokus liegt auf der Darstellung des Fluches als einen DNA-verändernden Virus, der zum Herzversagen der Opfer führt, was das westliche Remake völlig außer Acht lässt. Auch das Schicksal der Antagonistin Park Eun-Suh (Bae Doona), die wie im japanischen Original eine erwachsenen Frau mit übernatürlichen Kräften ist und infolge einer Vergewaltigung den Tod im Brunnen findet, ist in The Ring Virus ganz explizit das eines Hermaphroditen der „das männliche und das weibliche in sich vereint“ und somit auf ein tragisches Schicksal verweist, das die koreanische Adaption so sehr in den Fokus stellt wie keine der anderen und darüber auf mehreren Ebenen philosophiert.
Während das amerikanische Remake von Ring sich des zwischenzeitlich im Westen beliebten und etablierten Horror-Motivs des kleinen unheimlichen Mädchens, mit dem etwas nicht stimmt und dessen Zustand und Herkunft erklärt und herausgefunden werden müssen und dieser Vorgang dann die Geschichte maßgeblich bestimmt und trägt und das japanische Original (also die Film-Adaption) diesen Plot im Wesentlichen auch verfolgt, aber mit Fokus auf die Hintergründe und das Diskutieren des Fluches bzw. Virus an sich und gänzliche auf Schock und Splatter verzichtet (nur Samara entstellt ihre Opfer!), geht der koreanische Film mit seiner fast metaphysischen und philosophischen und auch tragischen Darstellung der Antagonistin einen etwas anderen Weg. Subtil spannend, mit ruhigen, aber beklemmenden Bildern geht er den Weg der japanischen Version, betont aber mit seiner psychologischen Komponente auch in Bezug auf die (Haupt-)figuren und deren Geschichten (beispielsweise das Kennenlernen der Reporterin und des Pathologen), insoweit erzählbar, dass sie nicht das sukzessive Zusammensetzen des Informationspuzzles zerstören. Wer also eine Adaption des Ring-Franchises kennenlernen möchte, die Spannung erzeugt, aber kein Schocker ist und die die psychologisch-menschliche und tragische Komponente mehr vertief als den Grusel, der ist mit The Ring Virus gut bedient.
Weitere Informationen:
Titel: The Ring Virus (Original (Koreanisch): 링)
Regie: Kim Dong-bin
Buch: Kim Dong-bin, Kong Su-chang
Produktionsjahr : 1999
Produktionsland (Südkorea)
Genre: Horror
FSK: 16
Dauer: 108 Minuten
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