Inhalt
Jeden Morgen wacht die 15-jährige Lisa Johnson (Abigail Breslin) am Sonntag vor ihrem 16. Geburtstag im Jahr 1985 auf, nur um in den darauffolgenden Stunden den immer wieder gleichen Tagesablauf zu erleben. Als sie ihre Eltern darauf anspricht, reagieren diese ebenso wie ihr kleiner Bruder (Peter Decunha) abweisend und brüsk. Lisa beschließt, dem allen auf den Grund zu gehen und rückt von der Routine ab. Als sie herausfinden will, warum jeden Tag die bestimmte Wäschestücke fehlen, rückt sie im Keller die Waschmaschine ab und findet eine dahinterliegende Tür. Aus der Lüftung dringt eine Stimme, die ihren Namen ruft und auch sonst macht es den Eindruck, dass es im Haus spukt.
So findet Lisa Tag für Tag mehr heraus, dass etwas im diesem Haus Kontakt mit ihr aufnehmen will, bis es ihr gelingt mittels eine Ouija-Brettes einen Mann zu kontaktieren. Am nächsten Tag, der nicht beginnt wie üblich, verhält sich auch Lisas Vater Bruce nicht wie sonst, was ihr Angst einjagt. Als daraufhin ein umheimlicher Mann ( Stephen McHattie) das isolierte Haus der Familie aufsucht und Lisa unter Drohen rät, dass sie die Stimmen, die sie hört, ignorieren soll und sie fragt, wie lange sie schon „erwacht“ sei, erfährt Lisa, dass sie und ihre Familie tot, und in ihrem Haus in einer Art Limbus gefangen sind und den letzten Tag ihres Lebens als eine Endlosschleife erleben und dass es die Lebenden sind, deren Stimmen sie hört. Weil sie herausfinden möchte wie und warum sie und ihre Familie gestorben sind, versucht sie weiter zu den Stimmen Kontakt aufzunehmen. Als es ihr gelingt, vermischen sich die Zeitebenen und Lisa sieht durch die Augen eines Mädchen namens Oliva (Eleanor Zichy), das mit seiner Familie im Jahr 2013 im Haus lebt und erfährt, dass ein böser Geist in den jeweiligen Familienvater fährt, der daraufhin seine Familie auf die immer gleiche Weise umbringt, weil er nicht will, dass sie in „seinem“ Haus leben. Sie erfährt, dass es das Haus eines mittlerweile verstorbenen Serienmörders ist, der auch als Geist weiter mordet, und findet, angeregt durch Olivias Hinweis ein Fotoalbum unter den Dielen ihres Zimmerboden, das beweist, dass dieser Geist namens Edgar auch derjenige ist, der sie bedroht, und der ihre Familie und alle vorherigen Opfer in diesem Haus gefangen hält und der jetzt versucht, Lisa davon abzuhalten, mehr und mehr aufzudecken und letztlich Olivia und deren Familie zu helfen. Als auch Lisas Familie aufgewacht ist, sehen sie ein Licht und können das Haus endlich verlassen. Doch Lisa bleibt in dem Haus, das sie jetzt in der Zeit erlebt, als Edgar ein Junge war und sieht zu, wie er seine Eltern ermordet hat. Nach einem Showdown mit Edgar schafft sie es dann aber im Körper von Olivia die Geister all der Ermordeten heraufzubeschwören, um Edgar ein für alle mal „in die Hölle zu schicken“. Nachdem Lisa es geschafft hat, Olivias Familie zu retten schläft sie als Olivia ein und erwacht als Lisa in ihrem Bett, jedoch ist der Bann gebrochen und sie wacht einen Tag später auf und sie und ihre Familie sind frei.
Fazit
Mit "Haunter - Jenseits des Todes" (2013, Regie: Vincenzo Natali) entwerfen Regisseur Natali und Drehbuchautor Brian King eine alternative Herangehensweise auf die Geistergeschichten-Trope und das Genre des Geisterhaus-Horrors, indem sie den Zuschauer anfangs glauben lassen, die zuerst vorgestellten Protagonisten, in dem Fall Lisa und ihre Familie, seien die Lebenden, die bemerken, dass sie in ihrem Haus nicht allein sind, wie es in diesem Genre sonst üblich ist. Die Überraschende Wendung in der Handlung, dass es eben genau umgekehrt ist, ist aber bei weitem nicht neu. So wurde beispielsweise bereits in "The Others" (2001, Regie: Alejandro Amenábar) ein solcher Plot-twist, der da aber erst am Ende aufgelöst wird, vorgenommen. Auch dort begegnen sich Geister aus unterschiedlichen Zeitebenen und können nicht vollständig in die Welt der Lebenden dringen, beharren darauf, dass es ihr Haus sei und wollen nicht gehen. Auch in „The Others“ kommt das Bild des Limbus als Trope vor aber im Gegensatz zu "Haunter" wird auch darüber gesprochen, wohingegen die Limbusstruktur bei Letzterem äußerlich als Rahmen tatsächlich vorhanden ist, auch wenn sie darin nicht erwähnt wird. Ausgeprägter aber ist in "Haunter" das Prinzip der Endlosschleife, das an „Und täglich grüßt das Murmeltier“ erinnert. Mit seinen wirklich sehr wenigen wirklich gruseligen Momenten ist der Film zwar im weitesten Sinne noch dem Horror-Genre zugehörig, weist aber eher Mystery und übernatürliche Elemente auf, denn "Haunter" setzt in erster Linie auf Atmosphäre und Spannung, deren Aufbau zu den stärksten Bestandteilen des Films gehört.
Der Film ist gespickt mit Tropen und Verweisen auf die Zeiten in denen er spielt und ist darin äußerst stringent und gründlich.
So werden das Jahr 1985 und der Mikrokosmos des isolierten Hauses sehr detailliert dargestellt. Vom Beta Max auf dem Dachboden über Mord ist ihr Hobby im Fernsehen, die Walkie Talkies mit denen der kleine Bruder spielt und seine Atari-Konsole bis hin zu Lisa Zugehörigkeit zur frühen Gothic-Szene, die sich in einem detallierten düster-alternativen Teenie-Zimmer mit "Bowie" und "The-Cure"- Postern, und ihrem Outfit bestehend auf Souxie and the Banshees-Shirt und dick mit Kajal umrahmten Augen manifestiert. Das Spiel Pacman greift in Form einer Mise- en- Abyme Struktur noch einmal separat das Motiv des Limbus bezogen auf das Level, das sich immer wiederholt, auf. Auch der Hinweis darauf, dass sie den Zauberwürfel in Nullkommanichts korrekt zusammenbauen kann, zeigt, dass sie diesen einen Tag bereits sehr lange wieder und wieder erlebt. Die Referenz auf den Betamax als Videoabspielgerät der Familie zeigt, dass sie im wahrsten Sinne Wortes im Jahr 1985 stecken geblieben sind, weil sie auf das falsche Pferd gesetzt haben und den Siegeszug von VHS aber nicht mehr erleben durften.
Doch auch die anderen Zeitlinien und Ebenen, wie der Look des Mädchens aus den 1950ern, das Zimmer von Olivia und das Haus im Jahre 2013 und das Haus von Edgars Eltern in den 1920 oder 30er Jahren sind ebenso gut und detailliert getroffen wie das Jahr 1985.
So gut Worldbuilding und Ausstattung äußerlich auch getroffen sein mögen, so flach und profillos ist das Innere der Figuren. Lisa Eltern gehen in ihrer Darstellung nicht über ihre Funktionen als Lisas Eltern hinaus und auch Lisa selbst, obwohl sie Hauptperson und Heldin das Films ist, bleibt, trotz Abigail Breslins eigentlich überzeugender Leistung als Schauspielerin, platt, denn der Zuschauer braucht nichts über Lisa zu erfahren,wenn er durch sie lediglich die Geschichte erleben soll, denn zu keiner Zeit weiß man mehr als sie. Schritt für Schritt löst der Rezipient des Films gemeinsam mit Lisa die Rätsel, sieht stets nur durch ihre Augen, was die Spannung die sie empfindet dann auch tatsächlich beim Zuschauer ankommen lässt und trotz früher Plotauflösung weit über zwei Drittel des Films aufrechterhält. "Haunter- Jenseits des Todes" ist ein intelligenter wenig vorhersehbarer umgedrehter Geisterhaushorror aus der Perspektive der Geister ohne typische Genre-Klischees gespickt mit gut gearbeiteten und geschickt platzierten zeitlichen Referenzen, die sein Setting mehr als abrunden.
Weitere Informationen:
Titel: Haunter - Jenseits des Todes (Original: Haunter)
Regie: Vincenzo Natali
Buch: Brian King
Produktionsjahr : 2013
Produktionsland (Kanada)
Genre: Mystery, Thriller, Horror
FSK: 12 /16 (ungeschnitten)
Dauer: 97 Minuten
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