Die Zukunft der Oper - eine Essay-Trilogie in drei Akten

Die Ouvertüre

Man kann es nicht mehr leugnen: Das Theater und der (deutsche) Kulturbetrieb haben ein Problem, wenn nicht gar gleich mehrere und die zeichnen sich schon seit Längerem ab. Ihm gehen die Zuschauer aus, öfter als selten wird vor (annähernd) leeren Rängen gespielt und alle (Beteiligten) fragen sich, woran es denn nur liegen könnte. Dabei wird sich sicher kräftig in die eigene Tasche gelogen, was das Zeug hält. Steuergelder werden - zumindest im Falle der großen staatlichen Häuser - kassiert, um immer größere und pompösere Inszenierungen zu realisieren, die im besten Fall Applaus aus der eigenen Blase bekommen, und vielleicht sogar noch einen Preis abräumen. Die Kleinen, wenn sie auch etwas vom Kuchen abbekommen, sind dann immerhin noch stolz darauf, dass ihr Nischenprogramm tatsächlich nur etwas für Kenner ist, oder einfach sämtliche Angehörigen, einen Kultur-Journalisten und drei Hipster-Studenten, die soviel Clubmate getrunken haben, dass sie vor dem Clubbesuch sogar noch einer 2-stündigen kulturellen Veranstaltung folgen können. Wie dem auch sei, es ist in jeder Spielzeit dasselbe, jährlich grüßt das Murmeltier, jedes Mal will man es besser machen, bleibt dann aber doch bei Mustern, die sich vermeintlich bewährt, im Grunde genommen aber bloß eingeschlichen haben. Regelrecht grotesk erscheint dieses Szenario dann, wenn man sich vor Augen führt, dass gleichzeitig jeden Abend ganze Busladungen voll Musical-Touristen quer durch die Republik zu den eigens dafür errichteten Aufführungs-„Tempeln“ in Hamburg oder Stuttgart gekarrt werden und ein Theaterstück über Harry Potter sich als analoger „Bühnenblockbuster“ herausstellt, der sämtliche Besucherrekorde bricht. Es stimmt also nicht, dass die Menschen keine Lust auf Bühne hätten, sie gehen eben nur sehr bezeichnend mit dem um, was man ihnen vorsetzt bzw. ignorieren das, was ihnen nicht goutiert. Man kann es drehen und wenden wie man will, sie als anspruchslose Kulturbanausen deklarieren oder ihnen unterstellen, sie wollten ja nur unterhalten werden und nicht erzogen (wieso ist das überhaupt ein Problem ?!) - Fakt ist: Die Zuschauer haben das Geld und sie spenden den Applaus und werden für das Prinzip (Musik-)Theater genauso benötigt wie ihr Gegenpart, die Akteure. Die Frage ist also nicht die, wie man auf sie verzichtet, oder sie sich so backt, wie man sie gerne hätte, sondern wie man versucht, Ihnen das, was einem als Kulturschaffender so wichtig ist, so nahe bringt, dass das Ganze für alle Beteiligten gewinnbringend ist.

 

In Form dreier Texte umkreise ich dieses Thema in drei Phasen/Akten.

Akt 1 umkreist das Problem, Akt 2 benennt ein Fallbeispiel und Akt 3 liefert den Ansatz einer Lösung, die ich mir vorstellen könnte.

 

Und der Vorhang öffnet sich für den ersten Akt …

Symbolbild@pixabay/doki7
Symbolbild@pixabay/doki7

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